Abstract:
Die gegenwärtige Anthropologie trennt sich von der Darstellung der Welt als nebeneinander bestehenden, getrennten Kulturen. Im wissenschaftlichen Diskurs dominiert die Beschreibung des gegenwärtigen kulturellen Bildes der Welt als das einer hybriden bzw. transkulturellen Abbildung. Auch bezüglich der Sorben ist es immer schwieriger, in Kategorien eines vom deutschen Volk getrennt lebenden Volkes zu sprechen. Es lässt sich erkennen, dass sowohl die sorbischen Bräuche gewisse Inspirationen aus deutschen Traditionen schöpfen wie auch umgekehrt. Junge Menschen fühlen sich sowohl als Sorben als auch Deutsche, Europäer, Weltbürger. Auch die sorbischen und die deutsche Sprache durchdringen einander. In sorbische Sätze werden deutsche Bezeichnungen eingefügt, oft auch werden, besonders von der Jugend, grammatische Fehler begangen, indem für die deutsche Sprache typische Satzbildungen angewendet werden. Eine Trennung in dem Sinne, was ist sorbisch und was deutsch, lässt sich immer schwieriger vornehmen. Es scheint, dass im 21. Jahrhundert Sorbe zu sein eine Identifikation mit dem deutschen Volk sowie die Teilnahme an einer globalen Kultur nicht ausschließt.