Abstract:
Eine der grossten Herausforderungen, mit der sich jede ethnische und sprachliche Minderheit konfrontiert sieht, ist die Sicherung der Kontinuitat. Nur so kann es gelingen, dass die Sprache weiterhin angewendet und das Bewusstsein der Gruppenzugehorigkeit bewahrt wird. In der heutigen Welt, die von Migration, neuen Medien sowie sozialen und demografischen Problemen gepragt ist, geniigt es meist nicht mehr, die Verantwortung fur die Erziehung der jungen Generation allein den Eltern zu uberlassen. Die jungen Leute unterliegen weit starkeren kulturellen Einfliissen als friihere Generationen. Sie leben in einer transkulturellen Welt, wechseln leichter den Wohnort, sind eher Weltburger als Bewohner einer ,,Heimat". Die Wahl der ethnischen Identitat, das Bewusstsein der Zugehorigkeit zu einer bestimmten Kultur und der Verantwortung dafür ist weniger Resultat der Erziehung in der Familie, sondern hangt in hohem Mafie ab von Handlungen und Unternehmungen, an denen junge Menschen beteiligt sind, z. B. von Freunden mit ahnlichen Interessen, von spezifischen Werten einer Minderheitenkultur. Der Beitrag enthalt den Bericht von einer kulturwissenschaftlichen Feldforschung in der Oberlausitz im Jahr 2010. Die Analyse stutzt sich auf Interviews, die mit jungen Sorben im Alter von 16—25 Jahren gefuhrt wurden.
